Modul 4 - Teil 1

Der Ausschluss

 

 

 

"Ausschluss ist ein natürlicher Teil unserer Wahrnehmung und unseres Wachstums"

 

Realitätenkellner: Olaf Jacobsen

Hier kannst du die Folien des gesamten Moduls in einem Stück als PDF-Datei herunterladen:  pdf

 

 

Herzlich willkommen zum Modul 4, Teil 1.

In Modul 1 haben wir uns mit dem ersten inneren Rahmen des NeuroSonanz-Modells: Acht innere Rahmen © auseinandergesetzt. Mit der inneren Haltung "... und auch das gehört dazu" (grünes Smiley).

In Modul 2 konnten wir dem "Ziele-Wertungen-Prinzip" näher gekommen (rotes Smiley).

In Modul 3 haben wir uns um das "Zur-Verfügung-Stellen" und die dazugehörigen Phänomene gekümmert (violettes Smiley).

 

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Nun bleibt noch der vierte innere Rahmen: Das Nicht-Mitmachen - oder auch: Der Ausschluss (blaues Smiley).

 

 

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Weil wir Menschen sehr oft schmerzvolle Ausschluss-Erfahrungen machen, denken wir bei dem Wort "Ausschluss" als allererstes an etwas Unangenehmes.

Im Folgenden möchte ich Euch zeigen, dass der Ausschluss ein völlig natürlicher Teil unseres Lebens ist.

 

 

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Hier seht Ihr, wie sich in einer Bäckerhefe-Zelle einige Tochterzellen heranbilden (die kleinen Ausstülpungen). Das zu diesem Foto passende Modell-Bild findet Ihr rechts daneben. Die Tochterzelle steht den Zielen der Mutterzelle zur Verfügung.

 

 

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Hat die Tochterzelle sich genügend ausgebildet, dann verlässt sie die Mutterzelle bzw. wird von der Mutterzelle geboren - oder auch "ausgeschlossen". Jede Geburt kann man als einen natürlichen "Ausschluss" betrachten.

Es stellt sich die Frage: Kann man auch jeden Ausschluss als eine "Geburt" umdeuten? Und was genau wird bei welchem Ausschluss geboren?

 

 

Weitere für uns "normale" Ausschluss-Situationen:

 

 

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Bahnhof:

Wenn ich bei einer Zugreise an meinem Zielbahnhof angekommen bin, steige ich aus dem Zug aus. Der Zug fährt weiter, ich gehe aus dem Bahnhof raus und fahre zu meinem Zielort. In dem Moment, in dem ich aus dem Zug aussteige, trennen sich unsere Wege. Ich schließe mich selbst aus diesem Zug aus, denn unsere zukünftigen Ziele passen nicht mehr zueinander.

 

Frauenchor:

Bei einem Frauenchor, der zum Ziel hat, lauter Stücke für Frauenchor zu musizieren, passen Männer als Sänger nicht dazu. Sie sind ausgeschlossen. Wenn aber der Frauenchor das Ziel hat, Jazz zu singen, und wenn der Chor dafür eine Band braucht, würden Männer als Band-Mitglieder dazugehören können. Ist das Konzert vorbei und will der Frauenchor als nächstes acapella musizieren, ist die Band wieder ausgeschlossen und passt nicht dazu.

 

Männertoilette:

Normalerweise gehören Frauen dort nicht hin (außer die Putzfrauen, falls dafür eine Putzfrau zuständig sein sollte). In der Männertoilette sind Frauen normalerweise ausgeschlossen. Umgekehrt auch ...

 

Behindertenparkplatz:

Menschen, die keinen Behindertenausweis besitzen, sind ausgeschlossen und dürfen auf diesen Parkplätzen nicht parken.

 

Veranstaltung:

Darf man an einer Veranstaltung nur teilnehmen, wenn man eine Karte besitzt oder sich angemeldet hat, dann sind alle diejenigen von der Veranstaltung ausgeschlossen, die keine Karte besitzen oder sich nicht angemeldet haben.

 

Autofahren:

Wollen beide Kinder beim Autofahren "vorne" auf dem Beifahrersitz sitzen, dann muss entschieden werden, wer dieses Mal vorne sitzen darf. Das andere Kind ist bei dieser Entscheidung ausgeschlossen und muss hinten sitzen.

 

Sex:

Da natürlicherweise das Ei einer Frau nur eine Samenzelle des Mannes aufnimmt und daraus dann ein Kind erwachsen kann, sind an einer natürlichen Familiengründung immer nur zwei Personen beteiligt - niemals drei.

Wenn ein Mann also den Wunsch hat, mit seiner Partnerin zusammen eine Familie zu gründen, und diese Partnerin geht mit einem fremden Mann ins Bett, ist bei diesem Geschlechtsakt ihr Partner ausgeschlossen. Es besteht die Möglichkeit, dass die Frau mit dem fremden Mann zusammen nun eine Familie gründet, bei der ihr aktueller Partner ausgeschlossen ist.

 

Firma:

Jede Kündigung und jede Entlassung in einer Firma ist ein Ausschluss (oder eine Geburt?).

 

Kommunikation:

Auch in der Kommunikation gibt es Ausschlüsse, wenn z. B. der eine dem anderen sagt, dass er ihn falsch verstanden hat. "Das, was du gerade über mich gesagt hast, war falsch und hat nicht gepasst. Es stimmte nicht. Es gehört aus meiner Sicht nicht dazu. Das kann ich dir nicht bestätigen."

 

"Ausschluss" wird in unserer Kommunikation sehr oft mit dem Wort "nicht" versehen und deutlich gemacht. Aus dieser Perspektive hat also das Wort "nicht" eine große Rolle bei "Geburten": Durch das Wort "nicht" wird eine Grenze gesetzt, ein Unterschied gemacht, und so werden neue In-Form-ationen geboren.

 

 

 

 

 

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So gesehen kann der Ausschluss auch sehr hilfreich sein:

 

- Erleben wir einen Ausschluss von jemandem, dann lernen wir seine emotionale Form besser kennen. Wir erfahren, was der andere für ein Ziel hat und was für ihn nicht dazugehört.

Stoßen wir mit unserem Körper gegen ein Hindernis, dann fühlen wir, dass unser Weg dort nicht weitergeht. Wir lernen die körperliche, materielle Grenze im Außen besser kennen.

 

- Eine Fliege stößt sich an Fensterscheiben, weil sie die Scheiben nicht wahrnehmen kann. Durch wiederholtes Stoßen lernt sie die Scheibe kennen und kann schließlich auch auf ihr landen und an ihr hochkrabbeln.

Auf diese Weise lernen wir auch durch unser Verhalten und durch das Beobachten der Grenzen, die uns daraufhin von außen gesetzt werden, welche Grenzen (Formen) in unserem Umfeld vorhanden sind. Wir "erforschen" dadurch unser Umfeld.

 

- Haben wir dann mehr Klarheit, was gerade geht und was gerade nicht geht, was dazugehört und was nicht, haben wir durch Ausschlusserfahrungen neue Erkenntnisse über unser Umfeld gewonnen, dann können wir auch leichter und mit mehr Klarheit von bestimmten Zielen oder Konzepten loslassen oder sie verändern und dann etwas Neues versuchen.

 

- Je besser wir unterscheiden können, wo etwas funktioniert und wo etwas ausgeschlossen ist, umso besser und leichter können wir auch etwas aufgeben oder verändern. Wir können besser loslassen und uns von etwas lösen.

 

- Umgekehrt: Das Loslassen und Lösen können auch Werkzeuge sein, mit denen wir unser Umfeld erforschen. Wir erleben, ob unser Loslassen oder unser Lösen von unserem Umfeld begrüßt oder ausgeschlossen wird. Und so bekommen wir durch das Loslassen oder durch das Lösen ebenfalls mehr Klarheit.

 

- Wer aber in seinem Gehirn den Ausschluss (oder auch das Fehler-Machen) generell sehr stark mit schmerzhaften Erfahrungen verknüpft hat, der hat es möglicherweise schwer, auf die oben beschriebene Weise dazuzulernen und mehr Klarheit zu erhalten. Er versucht tendenziell, den Ausschluss und das Fehler-Machen zu vermeiden (Ausschluss von Ausschluss).

Das Bestrafen von Fehlern kann also zu einem schlechteren Lernverhalten führen.

 

 

 

 

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Schauen wir uns den Schmerz in diesem Zusammenhang genauer an.

 

- Wenn uns ein anderer Mensch durch strenges Verhalten und mit bösem Blick und lautem, hartem Tonfall ausschließt - oder das, was wir getan haben, ausschließt, als "negativ" hinstellt, es negativ bewertet - oder uns sogar persönlich angreift, dann tut uns das auf ganz natürliche Weise weh. Warum? Wenn wir ihm zuhören, stehen wir ihm in gewisser Weise "zur Verfügung", haben also auch "Resonierende Empfindungen". Das bedeutet: Der Schmerz, den wir fühlen, ist der Schmerz des anderen, den er gerade fühlt und der ihn zu diesem harten Verhalten anregt. Wäre der andere nicht in einem Schmerz drin, könnte er viel offener und liebevoller reden. Doch das tut er nicht. Sein Verhalten ist ein Zeichen für eine "Problemtrance" - und in eine Problemtrance gerät man, wenn ein nicht verarbeiteter emotionaler Schmerz getriggert wurde.

Befindet sich ein Mensch in einer Problemtrance, dann können wir das auch selbst fühlen, indem wir in uns selbst einen Schmerz fühlen, während der andere uns gegenüber hart und unfreundlich kommuniziert. Wir fühlen empathisch mit dem anderen. Unser Schmerz ist eine Resonanz (Empathie-Säule 2).

 

- Es könnte aber auch sein, dass durch den (eventuell liebevollen) Ausschluss des anderen in uns selbst eine schmerzvolle Erinnerung an einen Ausschluss in unserer Vergangenheit getriggert wurde. Und nun stecken wir durch den Ausschluss ausgelöst in einer Problemtrance und fühlen einen eigenen unverarbeiteten Schmerz.

 

- Wir könnten einen Schmerz dadurch fühlen, dass wir gerade einen sehr intensiven Wunsch haben, ein großes Ziel und dort unser ganzes Herzblut hineingesteckt haben. Nun müssen wir dieses Ziel loslassen (aus irgendeinem Grund) - und das tut sehr weh, weil der Verlustschmerz groß ist. Wir wehren uns noch dagegen und kämpfen. Vielleicht schimpfen wir sogar gegen andere - besonders gegen diejenigen, die uns unser Ziel "vermiesen" oder die für die Blockade verantwortlich sind, die wir jetzt erleben. Dies ist alles von unserem Verlustschmerz begleitet.

 

- Wenn wir aber tatsächlich von unserem Ziel loslassen, ist damit manchmal auch ein Abschiedsschmerz dran geknüpft. Wir müssen weinen. Und das ist gut so - denn durch das Weinen lassen wir auf der emotionalen Ebene los. Weinen wir nicht, dann hält etwas in uns noch länger an dem Kontakt zu diesem Ziel los.

Dies können wir auch auf den Verlust eines Menschen übertragen - wenn wir einen Verwandten oder einen guten Freund durch Tod verlieren. Dann müssen wir trauern. Durch diese Trauer lässt ein Anteil in uns von dem Wunsch nach der Beziehung, nach dem Kontakt mit diesem Menschen los, der nun nie wieder möglich sein wird.

Haben wir diesen Verlust nicht vollständig betrauert, dann sucht ein Teil in uns danach, den Kontakt mit anderen ähnlichen Menschen fortsetzen zu können. Wir suchen ähnliche Menschen, werden aber immer wieder enttäuscht, weil wir nach einer Weile erfahren, dass die anderen Menschen unseren Verlust nicht ersetzen können.

Haben wir den Verlust aber vollständig betrauert und unseren Verlustschmerz vollständig verarbeitet, dann können anschließend alle Anteile in uns sich frei und offen (ohne Schmerz) auf neue Beziehungen und Kontakte konzentrieren.

 

- Wenn der Ausschluss unser Leben bedroht, so dass wir uns beinahe von unserem Leben ausgeschlossen fühlen (Lebensgefahr), dann fühlen wir genauso Schmerz, vielleicht sogar einen Schock. Etwas in uns schützt sich intensiv, um am Leben bleiben zu können. Der Schock sorgt dafür, dass der Blutdruck möglichst optimal erhalten bleibt, damit Gehirn und Herz genügend Blutzufuhr haben.

 

Wir sehen also: Diese Position des blauen Männchens ist für unsere Schmerzerfahrungen zuständig. Und wenn wir es nicht schaffen, die erlebten Schmerzen komplett zu verarbeiten, so dass sie im Nachhinein keinen Schmerz mehr auslösen, sondern sich in Klarheit und Erfahrung verwandeln durften, dann bleiben wir in diesem Zustand stecken. Wir entwickeln Problemtrancen, in denen wir uns immer wieder ausgeschlossen und bedroht fühlen.

Dieser innere Rahmen Nr. 4 "Nicht-Mitmachen" ist für die Entwicklung unserer Probleme zuständig. Er ist unsere Schmerz- und Problemfabrik.

 

 

Schauen wir noch einen Schritt genauer hin. Wie funktioniert unsere Schmerz- und Problemfabrik?

 

 

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Wir verfolgen ein Ziel, erfahren dann eine Blockade und gehen dazu zunächst ein Gleichgewicht ein. Das bedeutet: Wir „werden innerlich zu dieser Blockade“, um sie genauer kennenzulernen und in unser Leben als Erfahrung zu integrieren. Wir bilden diese Blockade in uns selbst ab.

 

Die Verarbeitung ist dann die Weiterentwicklung der Blockade, z. B. das Loslassen eines Zieles, die Veränderung des Zieles in ein neues Ziel, die Verabschiedung einer inneren Bindung, die Tränen, die Schmerzverarbeitung und damit: die Transformation der Blockade in einen neuen Fluss.

 

Wenn diese Transformation aber aus irgendeinem Grund nicht funktioniert, dann bleiben wir in dieser Blockade stecken. Und wenn wir stecken bleiben, dann erleben wir Probleme. Bei einer sehr schlimmen Blockade und bei starken körperlichen oder emotionalen Schmerzerfahrungen entsteht eine "Akute Belastungsreaktion".

Kann die Blockade nicht verarbeitet / nicht weiterentwickelt werden, dann ist im allerschlimmsten Fall eine "Posttraumatische Belastungsstörung" möglich.

 

 

** An dieser Stelle machen wir eine Pause und danach folgt der Teil 2.**

 

 

 

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